Der Mann hinter Karls Erlebnis-Dörfern

Am 14.03.2022 durfte ich Robert Dahl, den Geschäftsführer der Karls Erlebnis-Dörfer, für ein Projekt im Studium via Zoom interviewen. Er war sehr sympathisch und bot mir sofort das „Du“ an. Das Gespräch hat mir viel Spaß gemacht, genauso wie das Schreiben im Anschluss. Heute darf ich euch das Interview zeigen. Viel Spaß beim Lesen! / LS

Robert Dahl ist der Geschäftsführer der Karls Erlebnis-Dörfer / Foto: Karls

Betritt man eines der fünf Karls Erlebnis-Dörfer, so tritt man sofort in eine andere Welt ein. Es duftet fruchtig-süß nach frisch gekochter Marmelade, warmem Kuchen, Bonbons und Popcorn. Die Einrichtung ist in warmen Farben gehalten und alles ist liebevoll dekoriert. Im Hintergrund läuft leise klassische Musik. Auf den ersten Blick wird nicht sofort klar, was Karls alles ist. Karls ist ein Obstbau, der vor allem Erdbeeren pflanzt und erntet. Karls ist ein Verkaufsort, der die unterschiedlichsten Produkte anbietet. Karls ist aber auch ein Freizeitpark mit landwirtschaftlichem Fokus, in dem die Besucher Achterbahn fahren, essen und übernachten können. Der Gründer und Geschäftsführer Robert Dahl spricht im Interview über die Idee für diesen außergewöhnlichen Ort.

Hallo Robert. Wie beschreibst Du Karls?

Wir haben 2010 unsere Philosophie niedergeschrieben. Den Kern bildeten sechs Adjektive: authentisch, kreativ, augenzwinkernd, liebevoll, familiär und großzügig. Vor zwei Jahren kam ein siebtes dazu: natürlich. So sollte unser Unternehmen werden und wir haben es geschafft.

Die Seifen sind nur ein Bruchteil der in Karls hergestellten Produkte / Foto: Karls

Welche Produkte stellt Ihr in Karls selbst her?

Wir kochen Marmeladen, stellen aber auch Schokolade, Popcorn, Gummibärchen, Bonbons und andere Lebensmittel selbst her. Auch unsere Seifen sind selbstgemacht. Seit Kurzem haben wir auch Shampoo als festes Stück Seife im Sortiment. So kann man viel Müll sparen. In unseren Schaumanufakturen können die Gäste unseren Profis bei der Herstellung zusehen.

Was sind Schaumanufakturen?

In den USA inspirierten mich die Stew Leonard’s. Das ist eine Kette von Erlebnis-Shopping-Supermärkten. Dort füllten sie die Milch vor allen Besuchern ab und verarbeiteten diese weiter. Mir kam die Idee, einfach ein paar Herdplatten in Karls zu stellen und die Marmelade dort zu kochen. Sofort lobten alle den Duft. Das hatte ich vorher gar nicht bedacht! Mir sagte mal jemand: „Die Leute nehmen mehr mit nach Hause, als sie kaufen.“ Sie machen bei uns eine Erfahrung oder sehen zu, wie jemand Bonbons herstellt. Per Headset erklären unsere Mitarbeiter die Arbeitsschritte.

In den Schaumanufakturen können die kleinen und großen Besucher bei den unterschiedlichen Arbeitsschritten zusehen / Foto: Karls

Ist Karls ein Freizeitpark?

Nicht wirklich. Wir haben einen landwirtschaftlichen Bezug durch die Erdbeeren und die Schaumanufakturen. Außerdem stellen wir viele Dinge her, die wir hier verkaufen. Karls hat einen stärkeren Verkaufscharakter als normale Freizeitparks. Wir nehmen keinen Eintritt, aber man kann natürlich einzelne Dinge bezahlen. Lange Zeit störte es mich, wenn einige Besucher Karls als Freizeitpark bezeichneten. Heute finde ich das dagegen richtig gut.

Wie sind die Attraktionen auf einen Erdbeerhof gekommen?

Das startete intuitiv. Ich wollte für die Kinder Spielplätze zur Verfügung stellen. Wir kauften dann Gokarts, die sie ebenfalls nutzen konnten. 2007 entdeckte ich eine Traktorbahn in einer Zeitschrift und fuhr sofort mit unserem kleinen Planungsteam nach Österreich, in den Familypark am Neusiedler See. Ich war total vernarrt in diese Traktorbahn und habe sie gekauft. Um diese herum haben wir in Rövershagen ein kleines Erlebnis-Dorf gebaut und 2008 eröffnet. Im Jahr darauf bekam ich eine Einladung zu einer Freizeitparkmesse in Las Vegas. Ich wusste davor gar nicht, dass es sowas gibt! Natürlich reiste ich dorthin. Erst dort habe ich wirklich verstanden, was das für eine Branche ist und wie sie funktioniert.

Hast Du den Aufbau von Karls allein geschafft?

Nein, ich hatte viel Hilfe. Unser Unternehmen ist familiär geprägt. Besonders meiner Frau Stephanie und meiner Schwester Ulrike bin ich dankbar für die jahrelange Zusammenarbeit an unserem gemeinsamen Projekt. Beide haben so viel beigetragen. Stephanie ist unsere Handels-Chefin. Ulrike leitet die Karls Academy und macht alles, was mit Personalentwicklung und Rekrutierung zutun hat.

Sind weitere Erlebnis-Dörfer in Deutschland geplant?

In Oberhausen im Ruhrgebiet ist ein Erlebnis-Dorf geplant, eins in Döbeln und eins kommt nach Franken. Ich könnte mir vorstellen, dass es noch weitergeht. Es wäre schön, wenn jede Familie in Deutschland höchstens eineinhalb Stunden fahren müsste, um zu Karls zu kommen. In Polen oder den Niederlanden könnte ich mir Karls ebenfalls gut vorstellen.

Kannst Du Dich gut austauschen?

Ich gebe gerne unsere Informationen und gewonnene Erkenntnisse offen weiter. Ich mache das, weil ich das mag, aber ich kann sowas auch nicht gut verbergen. Und viele Menschen erzählen dadurch auch im Umkehrschluss ihre Erfahrungen.

Du hast Dich mit 22 Jahren selbstständig gemacht. Gibt es etwas von Deinen Erfahrungen, das Du anderen mit auf den Weg geben möchtest?

Ich würde jedem raten, die eigenen Ansprüche, insbesondere in der Anfangszeit, nicht zu hoch zu setzen. Auch die Ansprüche an Freizeit. Man muss versuchen, es sich so zu formen, dass man es nicht als Last empfindet, Sonntagmorgen 10 Uhr zu arbeiten. Ich mag das Konzept dieser Work-Life-Balance nicht. Das klingt für mich oft, als würde man in der Arbeitszeit nicht leben. Warum kann das Leben nicht auch daraus bestehen? Warum muss man zwischen Work und Life unterscheiden?

Hinter dem stetig wachsenden Unternehmen steckt viel Organisation und Arbeit / Foto: Karls

Was bedeutet Karls für Dich?

Karls ist mein Leben, ganz und gar. Ich liebe Karls. Kürzlich habe ich unser Unternehmen in Bayern vorgestellt und dachte hinterher: Ist das ein schönes Unternehmen! Manchmal vergisst man das im Eifer des Gefechts.

Was hat Corona für Karls bedeutet?

Corona hat uns schwer belastetet, die Lockdown-Phasen waren schmerzhaft. Ich hatte immer ein Motto: Verbote sind bei Karls verboten! Ich mag es nicht, unsere Besucher mit zu vielen Schildern zu stören und war dagegen, dass irgendwelche Regeln aufgestellt werden. Das hatte wunderbar funktioniert. Doch durch Corona wurden wir gezwungen, viele Dinge zu kontrollieren, zu verbieten, zu zählen, nachzuhaken und die Gäste zu maßregeln. Ich freue mich so sehr auf den Tag, an dem wir die Abstandsmarkierungen endlich von den Fußböden entfernen dürfen.

Karls Elstal Bauernmarkt
Die Produktpalette von Karls ist breit gefächert / Foto: Karls

Was ist Dein liebstes Produkt von Karls?

Das ist schwierig. Ich müsste wohl sagen, dass es die Erdbeermarmelade ist. Tatsächlich denke ich aber gerade eher an die eingelegten Gurken von Karls.

Dann muss ich diese unbedingt einmal probieren. Vielen Dank für das freundliche Interview!

Gerne könnt ihr auch meinen weiteren Text über Robert Dahl lesen.

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3 Kommentare

  1. Benedikt sagt:

    Sehr schönes Interview Laura!
    Sogar die Seife sieht lecker aus. 😀 Du hast wirklich ein Händchen dafür, dir interessante Leute zu suchen.

    1. Dankeschön Bene! 🤩
      Die Seife duftet zumindest gut… 😄 Danke, es macht mir auch sehr viel Spaß, interessante Personen zu interviewen und über sie zu schreiben. 🤭😇

  2. […] Dahl, das ich für ein Projekt im Studium geschrieben habe. Vielleicht habt ihr ja bereits mein Interview mit ihm gelesen. In diesem Text könnt ihr noch mehr über ihn und sein spannendes Leben erfahren. […]

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