Hier ist mein Portrait über Robert Dahl, das ich für ein Projekt im Studium geschrieben habe. Vielleicht habt ihr ja bereits mein Interview mit ihm gelesen. In diesem Text könnt ihr noch mehr über ihn und sein spannendes Leben erfahren. Wie man (hoffentlich) merken kann, hat mir das Schreiben wieder viel Spaß gemacht. / LS
Karls Erlebnis-Dörfer sind ein gelungener Mix aus Obstanbau, Verkauf und Freizeitpark. Jährlich zählen sie 6,2 Millionen Besucher. Der Gründer Robert Dahl machte sich 1993 mit 22 Jahren selbstständig und entwickelte das Unternehmen, das stetig weiterwächst. Es gibt aktuell fünf Erlebnis-Dörfer, in denen insgesamt 1.000 Mitarbeiter festangestellt sind. Drei weitere Erlebnis-Dörfer sind im Ruhrgebiet, nahe Leipzig und in Franken geplant.
Obwohl der Erfolg unübersehbar ist, ist Robert Dahl auf dem Boden geblieben. Trotz seines Berufes als Geschäftsführer und seiner Rolle als dreifacher Familienvater und Ehemann nimmt er sich Zeit für Interviews mit Studenten und bietet diesen sofort das Du an. Im Gespräch mit dem 51-Jährigen spürt man sofort, dass er in sich ruht und liebt, was er tut. Gleichzeitig sprüht er vor neuen Ideen und ist begeistert von seinen neuen Produkten. Die Entwicklung seines Unternehmens ist hollywoodreif.
Drei Generationen Dahl
Karl Dahl stammt aus einem Dorf nahe Rostock und gründete 1921 seinen Erdbeerhof. Sein Sohn Karl-Heinz war wie er leidenschaftlicher Erdbeerbauer und erweiterte den Betrieb in Ost-Holstein. Dessen Sohn Robert machte eine Lehre als Obstbauer. Er zog für ein Jahr nach Polen, um die Sprache zu lernen. Mit 21 Jahren erhielt er einen langen Brief von seinem Vater Karl-Heinz, der ihn ermutigte, sich als Erdbeerbauer selbstständig zu machen. Das war ein gewagter Schritt, da das Familienunternehmen mit der Wende quasi über Nacht seinen Hauptauftraggeber verloren hatte. „Im Rückblick finde ich es sehr schön von meinem Vater, dass er mich in diesem jungen Alter zu so einem großen Schritt ermutigte. Ich habe mir über meine berufliche Zukunft damals nicht so viele Gedanken gemacht, wie meine 19-jährige Tochter es heute tut. Ich war froh, dass mir die Entscheidung so abgenommen wurde.“ Bis heute ist das Unternehmen familiär geprägt. Seine Frau Stephanie und seine Schwester Ulrike arbeiten ebenfalls dort.
Der Start in die Selbstständigkeit
Robert Dahl stürzte sich in das Abenteuer und startete mit zehn Hektar Erdbeerfeldern und 13 Erdbeer-Verkaufshäuschen. Sein Vater lieferte ihm den Grundsatz: „Die endgültige Betriebsgröße wird durch die Absatzmöglichkeiten bestimmt.“ Robert lebte in einem Wohnwagen in Rövershagen. Dort arbeitete er an seinem Projekt, aber vor allem mit Spaß statt mit Verbissenheit. „Die Leichtigkeit verschwindet leider mit der Zeit. Wenn der Betrieb wächst, steigt die Verantwortung. Nichtsdestotrotz versuche ich mir bis heute, einen Teil dieser Unbeschwertheit zu bewahren. Ich fixiere mich nicht zu sehr auf materielle Errungenschaften. Umso mehr man besitzt, desto vorsichtiger und risikobewusster muss man agieren. Ich habe bis heute das Gefühl, dass es mir egal wäre, notfalls auch vieles zu verlieren. Viel zu riskieren, finde ich schön.“
Karls‘ Entwicklung
Seine Karls-Erlebnis-Dörfer starteten als Erdbeerbau mit eigenem Verkauf. Supermärkte beliefert Karls nicht. Robert Dahl wollte, dass sich die Familien dort wohlfühlen, und organisierte einen Spielplatz für Kinder. Kurz darauf entbrannte seine Leidenschaft für Fahrgeschäfte und das Unternehmen wurde mit der Zeit immer mehr zum Freizeitpark. 2001 nannte er sein Unternehmen „Karls“, nach seinem Großvater.
Begeisterung für Fahrgeschäfte
An seinem Beruf liebt Dahl es am meisten, nach neuen Ideen zu suchen. Er reist viel, sieht sich andere Unternehmen und Parks an und sammelt Inspirationen für seine Erlebnis-Dörfer. Für sein erstes Fahrgeschäft fuhr er nach Österreich und folgte später einer Einladung zu einer Freizeitparkmesse in Las Vegas. „Ich habe ein Faible für Schausteller. Vor ihnen habe ich großen Respekt. Diese Menschen sind mir absolut sympathisch.“
Keine Wochenenden
Als Geschäftsführer steht keinesfalls Routine auf seinem Plan, sondern er folgt seinem Instinkt. Er genießt es, seine Zeit frei einteilen zu können. „Ich habe keine Hobbys. Kein einziges. Ich befasse mich gerne Tag und Nacht mit Karls.“ Wochenenden kennt Robert Dahl nicht. Er mag den Spruch „Make work feel like holiday.”
Vielseitig engagiert
Der Schutz der Umwelt ist Robert Dahl wichtig. Er setzte sich dafür ein, dass Papier bei Karls nur beidseitig bedruckt wird, Photovoltaikanlagen gebaut werden und der Eigenversorgungsgrad stark erhöht wird. In der Gastronomie vermeiden sie Müll. In der Landwirtschaft stellen sie auf biologischen Anbau und Elektrofahrzeuge um. Viele in Karls verkaufte Produkte werden selbstgemacht. Karls arbeitet intensiv mit regionalen Unternehmen zusammen. Aktuell verkauft das Unternehmen einige Produkte, deren Einnahmen komplett als Spende an die Ukraine gehen.
Großer Traum: Amerika
Am liebsten würde der 51-Jährige ein Karls Erlebnis-Dorf in Kalifornien eröffnen. Das ist aber nur ein Traum. Er hat eine Schwäche für die USA, besonders für die Westküste. Er mag die Mischung aus Freizeit, Gastronomie, dem Wetter und der Landwirtschaft. „Viele Dinge, die uns heute bewegen, haben ihren Ursprung in den USA, besonders in Kalifornien. Das spürt man an diesem Ort. Ich war auch als Kind früher dort, weil mein Vater da über die Felder gestiefelt ist. Das ist etwas Besonderes.“
Erinnerungen
Über seinen Vater und seinen Großvater spricht Robert Dahl mit einem glückseligen Lächeln. Man spürt, wie sehr die beiden Männer ihn inspiriert haben. „Mein Vater war begeistert von der Erdbeergeschichte. Er war ein richtiger Erdbeerfreak. Er sprühte vor Ideen und Motivation. Mit 75 Jahren ist er noch in New York einen Marathon gelaufen.“ An seinen Großvater Karl hat er weniger Erinnerungen, da dieser starb, als Robert Dahl 14 Jahre alt war. „Vor allem erinnere ich mich daran, dass er immer eine Zigarre im Mund hatte. Noch heute muss ich bei diesem Geruch an ihn denken.“
Seine Hilfsbereitschaft
Robert Dahl liebt es, sich mit anderen aus ähnlichen Branchen auszutauschen. Er gibt gerne Informationen und gewonnene Erkenntnisse offen weiter. Durch seine kommunikative Art öffnen sich auch andere Menschen. Insbesondere jungen Menschen weiterzuhelfen, ist ihm sehr wichtig. „Ich war 22 Jahre alt, als ich mich selbstständig gemacht habe. Deshalb gebe ich gerne Tipps an junge Menschen und helfe ihnen. Ich wünsche mir auch, dass meine drei Kinder diese Hilfe bekommen. Wenn man überall nur auf Granit beißt, wird man niemals etwas wagen.“
Klingt nach einem sympathischen Mann. Überhaupt nicht so, wie man sich den typischen Geschäftsmann vorstellt.
Freut mich wirklich hier über solche Leute ein bisschen mehr erfahren zu können und auch mal einen kleinen Einblick hinter die Kulissen werfen zu dürfen.
Danke Benedikt! 😊
Er war auch sein sehr angenehmer Interiew-Partner. 🙃 Ich fand es spannend, viel über ihn und sein Unternehmen zu erfahren. 🍓