Laura Scherzberg bei Wer wird Millionär

Wer wird Millionär? – Meine aufregende Erfahrung

Ich sitze im Studio von Wer wird Millionär? in Köln. Allerdings sitze ich nicht auf einem der 200 Zuschauerplätze. Ich sitze in Reihe Null. Ich bin eine der Kandidatinnen der 3-Millionen-Euro-Woche. Mein Name wird als erster genannt, ich winke in die Kamera. Kurz darauf betritt Günther Jauch das Studio. Mir wird klar, dass es gerade wirklich passiert…

Günther Jauch und ich

1999 war ich vier Jahre alt, als die erste Sendung Wer wird Millionär? ausgestrahlt wurde. Mein Onkel ist ein Fan der ersten Stunde. Seitdem kenne ich die Sendung und wir sahen sie auch regelmäßig. Die Montag- und (in den ersten Jahren) Freitagabende gehörten der Sendung. So war das in meiner Kindergartenzeit, in der Schulzeit, während meiner Ausbildung und während meines Studiums. Seitdem hat sich in der Sendung nicht viel verändert. Sie besteht aus vielen schönen gleichbleibenden Elementen: derselbe Moderator, dieselbe Musik, dieselbe Struktur und dasselbe Studio. Für Kinder (und für einige Erwachsene) haben solche Routinen eine beruhigende Wirkung. Auch für mich.

Ich habe selbstverständlich nicht alle Sendungen gesehen, sie mal verpasst oder auch mal aufgrund des Studiums keine Zeit gehabt. Aber irgendwie war die Sendung immer präsent in meinem Leben. Keine andere Fernsehsendung hatte ich so oft und über einen langen Zeitraum gesehen, wie Wer wird Millionär?.

Mit etwa zwölf Jahren wünschte ich mir zum ersten Mal, dort auch einmal sitzen zu können und wollte mich bewerben, sobald ich volljährig bin. Ich sah dabei nicht primär den Geldgewinn, sondern den Wissens- und Nerventest, auf den ich mich freute. Und ich schwor mir, auf den Stuhl zu kommen, bevor Günther Jauch in den Ruhestand ging. Ich wollte nur in diese eine Quizsendung und nur solange Günther Jauch diese moderierte.

Der Start in mein Wer-wird-Millionär?-Abenteuer

Mit 21 Jahren sende ich meine erste Bewerbung ab. Seitdem bewarb ich mich in unregelmäßigen Abständen. Irgendwann würde es vielleicht mal funktionieren, denke ich mir. Ich habe diesen Traum nie ganz aufgegeben und es immer mal wieder versucht.

Es beginnt mit einem Anruf aus dem Nichts bei einem Spaziergang: „Haben Sie noch Interesse an Ihrer Bewerbung bei Wer wird Millionär?“ Ich habe das Gefühl, als hätte man mich in ein Märchen geschubst. Ich bekomme Gänsehaut von den Worten und weiß sofort, dass es kein Fake-Anruf war. Natürlich habe ich Interesse.

Die Vorbereitung

Schon vor einigen Jahren hatte ich das Buch von Leon Windscheid gelesen, in dem er unter anderem von seinem Wer-wird-Millionär?-Erlebnis und dem Millionengewinn berichtete. Er hatte sich damals umfangreich vorbereitet. Schon damals hatte ich mir vorgestellt, dass ich es genauso machen würde. Ich schreibe mir in meinem Wer-Wird-Millionär?-Büchlein einen Lernplan mit verschiedenen Wissensgebieten. Jeden Abend lerne ich etwas anderes. Mal beschäftige ich mich mit den Nationalmannschaften verschiedener Sportarten, ESC-Gewinnern, Gewinnern aus RTL-Shows, Kinofilme, Charts, Bestsellerlisten, Geschichte, Erfindern, Flaggen, Geografie und anderen Themen. Jeden Tag lese ich die Nachrichten und höre andere Musik als sonst. Beim Putzen höre ich beispielsweise Ballermann-Hits. Das hat den Vorteil, dass ich schneller damit fertig werden will und mich beeile.

„Auf den Stuhl zu kommen, ist am schwersten“, philosophiert eine Freundin vor mir. Ich sehe es ähnlich. Mein Ziel für die Show ist es, auf den Stuhl zu kommen. Deshalb überlege ich, was ich als Auswahlfrage können muss. Ich lerne alle Bundeskanzler und Bundespräsidenten der Reihenfolge nach auswendig, damit ich diese schnell sortieren kann. Obwohl ich sehr viele Sprichwörter kenne, kaufe ich mir ein Sprichwörter-Buch, um mögliche Wissenslücken zu füllen. Außerdem spiele ich viel in der Wer-wird-Millionär?-App und übe jeden Tag mindestens 50 Auswahlfragen. Dabei merke ich, wie ich mit jedem Tag routinierter und schneller werde. Ich hoffe so sehr, dass meine Vorbereitung reicht.

Zum ersten Mal im Studio von Wer wird Millionär?

Kurz bevor wir das Studio vor der Show betreten, spüre ich meine Nervosität. Hinter mir steht ein Kandidat, Tobias, mit dem ich mich an diesem Tag schon unterhalten habe. Wir haben sogar noch kurz zusammen gelernt und uns gegenseitig über Rekorde, Fakten, Top-Model-Gewinner und alle Unternehmen von Elon Musik ausgetauscht. Wir wünschen uns beide gegenseitig viel Glück.

Ich nehme auf dem ersten Stuhl Platz; er wurde uns zuvor zugeteilt. Ich bin direkt hinter dem heißen Stuhl, auf den wir alle wollen. Nun sitze ich also auf einem Kandidatenstuhl. Ich blicke durch das Studio, sehe die Lichteffekte, die Kameras und die Bildschirme. Langsam wird mir bewusst, was passiert.

Ich sitze auf meinem Platz und bereite mich mental vor. Ich rücke den Stuhl zurecht und schaue, ob ich gut an das Display komme. Ich habe viel geübt. Schnell bin ich. Ich muss nur die Antworten wissen und die Nerven behalten. Ich rücke meinen Sitz in die beste Position und bereite mich vor. Die Stimmung im Studio ist ausgezeichnet und das Publikum laut.

Wer wird Millionär? beginnt

Die Sendung beginnt. Wir Kandidaten werden vorgestellt, ich als Erste. Während mein Name und mein Wohnort genannt werden, winke ich in die Kamera, die mir zuvor gezeigt wurde. Die anderen Namen werden genannt. „Hier ist ihr Moderator GÜNTHER JAUCH.“ Unter großem Applaus betritt er das Studio. Ich sehe ihn an, als hätte ich einen Geist gesehen. Er erklärt die besondere 3-Millionen-Euro-Woche und deren Regeln.

Es startet die erste Auswahlrunde. Während Günther Jauch die Frage vorliest, lese ich sie parallel und schneller. Es geht um Mädchennamen der Damen im englischen Königshaus. „Das wird nichts“, weiß ich sofort. Die Auswertung kommt und nur einer hatte alles richtig: Tobias! Ich vergesse in dem Moment meine verpasste Chance und freue mich so sehr von Herzen für ihn, weil ich weiß, wie sehr er sich vorbereitet hat. Wild applaudiere ich und freue mich. Ich weiß, dass noch mehrere Kandidaten in diesen drei Stunden aufgerufen werden. Ich habe noch Chancen.

Tobias schlägt sich super. Ich bewundere, wie gelassen er bleibt und er spielt sich immer weiter. Dann kommt eine sehr schwere Rechtschreibfrage. Ich hätte es auch nicht gewusst, obwohl ich Rechtschreibfragen liebe. Ein Mann aus dem Publikum gibt ihm als Zusatzjoker eine Antwort, Tobias loggt sie ein – und sie ist falsch! Ich bin erschüttert und habe Gänsehaut. Tobias verliert den Großteil und geht mit 500 Euro aus dem Studio. Schnell versuche ich mich zu fangen, da sich Herr Jauch für die nächste Auswahlrunde bereit macht.

Die zweite Auswahlrunde

In der nächsten Runde sollen wir Bands ihre berühmten Alben zuordnen. Leider sind es keine aktuellen Titel, auf die ich mich vorbereitet hatte, sondern ältere Alben aus früheren Jahrzehnten. Zwei weiß ich, bei den anderen beiden muss ich raten. Und leider ist es falsch. Eine junge Frau schaffte es auf den Stuhl und ich lehnte mich wieder zurück. Eine oder zwei Chancen habe ich bestimmt noch. Sie spielt sehr gut und weiß, wann sie aufhören muss. Sie darf erneut zwei Plätze neben mir Platz nehmen und ein „Finalistin“-Schild an ihrem Bildschirm befestigen.

Die dritte Auswahlrunde

Ich lockere mich und bereite mich auf die nächste Auswahlrunde vor. Wir sollen biblischen Gestalten das zuordnen, womit sie in Verbindung gebracht werden. Zwei weiß ich sicher, bei zwei anderen muss ich länger nachdenken, ich vertippe mich, korrigiere die Eingabe und das ganze kostet mich siebzehn Sekunden. Das ist zu viel, weiß ich. Meine einzige Chance besteht darin, wenn kein anderer es weiß. Außer mir weiß es nur ein weiterer Kandidat. Er hat diese Aufgabe schneller gelöst und darf auf den wohlverdienten Platz in der Mitte. Ich freue mich für ihn mit und weiß, dass ich noch eine Chance habe. Auch er meistert das Spiel sehr gut und darf ins Finale.

Die vierte Auswahlrunde

Nun startet die vierte Auswahlrunde. Es geht diesmal um die Beschriftung auf einem Kompass. „Das weißt du!“, sage ich mir. Ich überlege zu lange und tippe zu langsam. Wieder gibt es nur zwei Personen, die schnell genug waren: Ein anderer Kandidat in meinem Alter und ich. Er schafft es auf den Stuhl. Ich erfahre, dass er Pilot ist. Gegen „Maverick“ hatte ich bei einer Kompassfrage keine Chance.

Ich schließe innerlich mit der Geschichte ab. Ich habe es versucht. Ich hatte einen tollen Tag, hatte tolle Menschen kennengelernt und Spaß gehabt. Ich habe die Produktion meiner Lieblingssendung einen Tag lang beobachten können und Günther Jauch live gesehen. Wie viele Millionen Menschen in Deutschland haben nie dieses Glück? Ich schließe Frieden mit mir und stelle fest, dass es einfach nicht so sein sollte. Das ist einfach nicht mein Tag.

Akzeptanz der Situation

Etwas entspannter lehne ich mich vorsichtig zurück und beobachte den Kandidaten auf dem Stuhl. Er löst das super. Bei einer schwierigen Frage muss er gleich zwei Joker benutzen, da sein Telefonjoker nicht helfen konnte. Kurz darauf sagt er, dass er die Runde beenden möchte. Es folgt eine letzte Werbepause.

Ich beobachte, wie Herr Jauch die Antwort auflöst und sich der Kandidat ebenfalls mit seinem „Finalist“-Schild zu seinem Platz begibt. Als Fan der Sendung kenne ich das Geräusch, mit dem die Sendung endet und rechne jede Sekunde damit. Doch Günther Jauch läuft zurück zu der üblichen Position, von der aus er die Auswahlrunden vorliest. Er wird doch nicht noch eine Auswahlfrage vorlesen?! Adrenalin schießt durch meine Adern.

Die letzte Chance

„Reiß dich zusammen, Scherzberg! Das ist deine Chance!“, sage ich mir selbst gedanklich. Ich setze mich wieder gerade hin, halte mit der linken Hand den Bildschirm fest und halte meine vor Aufregung zitternde rechte Hand zum Tippen bereit. Günther Jauch liest die Frage vor und ich sehe, dass es um australische Schauspieler geht. Filme, Schauspieler – das ist meine Chance! Wenn ich das nicht schaffe, dann habe ich es wirklich nicht verdient, in die Mitte zu kommen.

Ich lese Vornamen und soll diesen dann Nachnamen zuordnen. „Hugh wird bestimmt Jackman, Nicole wird bestimmt Kidman“, gehe ich in Gedanken durch und sortiere mir, was ich erwarte. Dann werden mit einem Mal alle Antwortmöglichkeiten eingeblendet, während Günther Jauch diese vorliest. Ich blende seine Stimme aus, hämmere mit meinem Finger die Antworten auf das Display und schicke die Antwort ab. 4,02 Sekunden habe ich diesmal gebraucht.

Ich warte, bis diese Runde zuende ist und spüre meinen lauten und schnellen Herzschlag, der mich regelrecht verrückt macht. Günther Jauch liest die Antworten in der richtigen Reihenfolge vor, aber da habe ich gar keine Zweifel. Ich fürchte nur, dass meine 4,02 Sekunden zu langsam waren. Ich versuche ruhig zu atmen. Aber eigentlich sehe ich keine Chance bei der Zeit.

Happy End

Günther Jauch spricht weiter: „Und am schnellsten war LAURA SCHERZBERG AUS STRAUSSFURT!“ Mir entgleitet das Gesicht zu einem stummen Schrei. Wie ferngesteuert schiebe ich den Bildschirm beiseite und laufe direkt auf den Stuhl zu. Zum ersten Mal an diesem Abend redet Günther Jauch mit mir. Er liest meinen Namen und meinen Wohnort vor, fragt mich, was ich beruflich mache und fragt mich, ob ich die klassische Variante oder die Risikovariante mit dem Zusatzjoker spielen möchte. Das hatte ich mir schon lange im Vorfeld überlegt: Risiko. Nicht, weil ich eine große Zockerin bin, sondern weil bei schweren Fragen am Anfang der Zusatzjoker die Rettung sein kann.

Es war ein verrücktes Gefühl, nach vielen Jahren endlich auf dem heißbegehrten Stuhl sitzen zu dürfen, den ich seit meiner Kindheit aus dem Fernsehen kannte. © RTL/Dirk Borm

Er sagt, dass wir gleich mit einer Frage beginnen – und in dem Moment ertönt das Signal für das Ende der Sendung. Wir stehen beide auf, stellen uns neben die Stühle, schütteln uns die Hände und dann stehe ich neben ihm, während er die Sendung beendet. Ich stehe da wie Falschgeld und kann immernoch nicht glauben, dass ich es eben noch auf den Stuhl geschafft habe. Ich weiß nicht, in welche der vielen Kameras ich schauen soll, während er neben mir die Zuschauer verabschiedet.

Die Sendung endet und die anderen drei Finalisten gratulieren mir. Als wir das Studio verlassen, wünsche ich jedem einzeln viel Glück für das Finale. „Wir sehen uns im Finale“, sagen mir alle einzeln mit sicherer Gewissheit. Ich zweifele dennoch. Ich bin keine Zockerin und habe an Tobias gesehen, wie schnell das Spiel vorbei sein kann. Ich sehe mich noch nicht im Finale.

Der zweite Tag bei Wer wird Millionär?

Da ich es schon auf den Stuhl geschafft habe, bin ich an diesem Tag entspannter. Ich muss keine Schnelligkeit mehr beweisen. Trotzdem kommt die Anspannung zurück. Ich erinnere mich daran, wie meine Mutter mir gesagt hatte, ich sollte auch mal ein paar Yoga- und Atmungsübungen zur Entspannung machen, statt immer nur zu lernen. Hätte ich das mal gemacht.

Einmarsch mit Günther Jauch

Seit einigen Monaten gibt es eine Änderung: Die Überhangskandidaten dürfen mit Günther Jauch zusammen das Studio betreten. Deshalb muss ich mich vor der Sendung von den Kandidaten wegbewegen und ihnen viel Erfolg wünschen. Ich werde zu dem Eingang der Show hinter dem Logo geführt. Dort stehe ich bereit und warte auf Günther Jauch. In diesen Momenten baute sich die Spannung weiter auf.

Auf einmal steht mir Günther Jauch gegenüber. Ich staune, wie groß er ist. Wir stellen uns beide jeweils links und rechts neben das Logo und halten uns bereit. Es folgt die Ansage, das Logo bewegt sich nach hinten, er nickt mir zu und wir laufen zusammen los. Ich steige durch den Ring und wir laufen zu unseren Stühlen. Ich fühlte mich so lebendig in dem Moment. Leider ist mein Mund trocken von der Warterei.

Wir setzen uns, Günther Jauch stellt mich vor und ich stammele mit kratzigem Hals nur eine Antwort. Ich erkläre meinen Durst und trinke einen Schluck Wasser. Meine Runde beginnt diesmal wirklich. Auf diesen Moment hatte ich mehr als 15 Jahre gewartet. Endlich sitze ich hier.

In der App hatte ich viele Runden gespielt, aber mindestens eine pro Tag. Manchmal kam ich bis zur 64.000-Euro-Frage, manchmal war schon nach 8.000 Euro Schluss. Es steht und fällt alles mit den Fragen. Und nun startet meine Runde. Ich atme tief durch.

Der gute Start

Die Fragen für 50, 100, 200, 300 und 500 Euro laufen reibungslos. Wie aus der Pistole geschossen kann ich alle sofort beantworten. Diese Fragen bestehen oft aus Wortspielen und sind von der Fragenredaktion oft brillant formuliert. Es macht mir richtig Spaß, um die Ecke zu denken und diese zu beantworten. Und diesmal waren es meine Fragen. Und schon hatte ich 500 Euro sicher. Ich lächele erleichtert. Die größte Fläche für mögliche Blamagen habe ich überwunden.

Auch mit der 1.000-Euro-Frage habe ich Glück. Herr Jauch fragt, was man in der Tiefkühlabteilung findet. Natürlich weiß ich, dass es Kaisergemüse ist und kann auch erklären, dass es aus Blumenkohl, Brokkoli und Karotten besteht. Bei der Gelegenheit spricht er mich auch auf die Ordnung in meinem Kühlschrank an. Ich erzähle ihm, wie ich meine Vorratsprodukte meist im Angebot kaufe und diese nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum sortiert aufbewahre. Wahrscheinlich ist es ein berufsbedingter Tick, alle Sachen zu Dinge zu sortieren.

Unsicherheiten

Bei der 2.000-Euro-Frage ist ein Begriff aus der Politik gesucht. In dem Moment kehrt nach dem kurzen Gespräch meine Aufregung zurück. Auf einmal sehen alle Begriffe logisch aus. Ich nenne meine erste Intention und ziehe diese dann schnell wieder zurück. Mir ist der Moment peinlich, aber ich weiß es im Moment beim besten Willen nicht. Ich wähle den Publikumsjoker und 95 % wählen Antwort D, also glaube ich ihnen.

Schon vor der Sendung hatte ich mir ausgiebig überlegt, wie ich meine Joker verteilen würde. © RTL/Dirk Borm

Für 4.000 Euro folgte eine Rechtschreib-Frage. Ich liebe Rechtschreib-Fragen, wenn ich zuhause die Sendung ansehe. Meine erste Intention lautet auch gleich A. Jedoch betrachte ich die Antworten länger und erinnere mich an den Moment eben, als ich fast falsch gelegen habe. Ich zweifle an meinen Fähigkeiten und werde unsicher. Ich wähle den 50:50-Joker. Nun bin ich mir sicher und wähle A. Es ist richtig.

Auch die 8.000-Euro-Baumarkt-Frage bereitet mir Probleme. Ich hasse Baumärkte. Wirklich. Ich bin mir nicht sicher, ob mir meine Telefonjoker dabei helfen können. Ich muss wohl den wertvollen Zusatzjoker wählen. Deswegen traue ich mir kaum, laut zu denken, um niemanden zu beeinflussen. Ein Mann stach mir gleich ins Auge, der zügig aufstand. Er erklärt mir, dass ein Stecker gesucht ist. Ich glaube ihm und die Antwort ist richtig. Vielen Dank an ihn!

Nun habe ich 8.000 Euro „gewonnen“ (ich kann schließlich noch fast alles verlieren). Ich wünsche mir als nächstes eine Fußballfrage, ich würde meinen Onkel anrufen, er würde sie richtig beantworten und ich hätte meinen Platz im Finale. Es könnte so leicht sein.

Die Schätzfrage

Nun stellt mir Günther Jauch die 16.000-Euro-Frage: Eine Schätzfrage, was zehn Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland sind. Schätzfragen waren immer mein Albtraum bei den Übungen in der App. Mathe habe ich gerne gemacht, aber im Schätzen bin ich nicht gut.

Zwei Antwortmöglichkeiten schließe ich aus. Aber auf dem Stuhl kann ich gerade nicht mehr klar denken – und schätzen erst recht nicht. Ich habe eine große Blockade im Kopf. Jede Sekunde, die ich nachdenke, fühlt sich wie eine Minute an, die ich alle warten lassen. Ich sehe die Hälfte der 200 Menschen, die mich beim Denken beobachten. Ich sehe Günther Jauch, der auf meine Antwort wartet. Obwohl er mir keinen Druck macht, habe ich das Gefühl, dass jetzt etwas passieren muss.

Mir bleibt nichts anderes übrig und sage, dass ich den Telefonjoker benutzen möchte. Herr Jauch sagt mir, dass ein Telefonjoker bei so einer Frage höchst ungünstig ist. Leider habe ich keinen anderen Joker mehr. Was bleibt mir anderes übrig? Ich wähle als Telefonjoker meinen ehemaligen Lehrer für Volkswirtschaftslehre aus meiner Abitur-Zeit. Das Themengebiet müsste am besten zu ihm passen und wenn das jemand weiß, dann er.

Ein letztes Bild von Günther Jauch und mir bei Wer wird Millionär? © RTL/Dirk Borm

Günther Jauch ist sehr hilfsbereit und freundlich. Er bereitet meinen Lehrer auf die Frage so gut vor, dass er die Frage schon kennt, bevor ich die Antwortmöglichkeiten nenne. Meine 30 Sekunden laufen: Ich lese zügig noch die Frage und die vier Antwortmöglichkeiten vor und wiederhole diese. Ich sehe den Countdown auf meinem Bildschirm. Mein Lehrer schließt gleich A und D aus und sagt, er sei sich nicht sicher, aber er glaubt (ich sehe den Countdown und die große „1“) „arbeitssüchtig“. Ich schnappe nach Luft und bin verzweifelt. Es klingt logisch. Er ist schlau. Aber ich bin unsicher.

Ich überlege gar nicht mehr lange und höre auf. Ich habe an dem Erlebnis mit Tobias am Vortag gesehen, wie schnell man in der Show viel Geld verlieren kann. Das ist mir zu heiß. Günther Jauch gratuliert mir zu 8.000 Euro und mein Spiel ist zu Ende. Es folgt eine Werbepause. Dann löst er auf. Mein Lehrer hatte recht. 10 % der Beschäftigten in Deutschland sind arbeitssüchtig. Herr Jauch schüttelt meine Hand zum Abschied, ich lächele ihn noch mal an und verlasse das Studio.

Ich darf mein Gewinnformular ausfüllen. Das Gefühl war seltsam. Gleichzeitig ärgere ich mich, dass ich es nicht gewagt habe. Es wäre richtig gewesen!

Mein Fazit

Ich habe mir meinen Kindheitstraum erfüllt und durfte zu in die Show. Ich habe an beiden Tagen bei Wer wird Millionär? so tolle und interessante Menschen getroffen. In der Show habe ich es auf den begehrten Stuhl geschafft. Ich habe mit Günther Jauch plaudern dürfen. Ich habe 8.000 Euro gewonnen. Klar, es hätten auch 16.000 sein können. Aber ich bin ein sicherheitsliebender Mensch, der nicht aus seiner Haut kann. Es waren wohl zwei der aufregendsten Tage meines Lebens. Aber ich habe sie auch genossen.

Natürlich wäre es schön gewesen, wenn ich weniger nervös gewesen wäre. Natürlich hätte ich auch mehr mit Herrn Jauch plaudern können. Hätte ich länger über die Grammatik-Frage nachgedacht, hätte ich mir wohl den dusseligen 50:50-Joker sparen und bei der Schätzfrage benutzen können. Aber so ist es nun mal. Auf dem Stuhl ist alles anders.

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